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Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Es wird wohl ein heisser Herbst werden, denn: Dem Angebot eines Inflationsausgleichs von 8,8% steht die Forderung der Gewerkschaften gpa und vida nach einer Gehaltserhöhung von +15% bzw. mindestens 400 Euro/Monat gegenüber. Die Verhandlungen starten am 17. Oktober.

Mit der Forderungsübergabe am 3. Oktober 2023 wurden die Verhandlungen zum Kollektivvertrag 2024 der Sozialwirtschaft Österreich für rund 130.000 Beschäftigte eingeleitet. Dabei zeigt sich: Noch nie zuvor  klafften Arbeitgeber-Angebot und gewerkschaftliche Forderung weiter auseinander als diesmal. Ein heißer Herbst ist also – nicht nur auf der Wetterkarte – vorptogra

„Jetzt gibt es keine Ausreden: Das Geld ist da. Die Arbeitgeber müssen nur mutig sein und es einfordern“, so GPA-Verhandlerin Eva Scherz.

Weitere Gewerkschaftsforderungen sind u.a.:

  • Erhöhung der Zuschläge und Zulagen um +25%
  • Kilometergeld von 60 Cent
  • 35-Stunden-Woche
  • Zusätzliche Urlaubswoche ab Einstellung

Pflegezuschuss ja, falls Bundesregierung zusagt

Der Pflegezuschuss soll lt. dem Wunsch beider Vertragspartner dauerhaft in den Regel-KV übernommen werden – von seiten die Arbeitgeber unter der Bedingung, dass die Bundesregierung eine dauerhafte Finanzierung sicherstellt.

Gegenüber dem ORF äußert sich Walter Marschitz vom Verband Sozialwirtschaft Österreich zurückhaltend. Um allein den Teuerungsausgleich (+8,8%) überhaupt zu schaffen, hätten die Arbeitgeber „alle Hände voll zu tun“. Die Spielräume darüber hinaus seien „sehr, sehr eng“.

Beide Vertragsparteien streben einen Abschluss noch dieses Jahr und einen Geltungsbeginn per 01.01.2024 an.





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Eine neue Förderrichtlinie „Gute Pflege. Daheim in Bayern“ ist seit 5. Oktober in Kraft – dies bedeutet weitere 20 Mio. Euro für die Kommunen.

Damit können bayerische Kommunen zusätzliche finanzielle Unterstützung für niederschwellige und bedarfsgerechte Hilfs- und Entlastungsangebote für die Pflege erhalten. Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister über das Ziel der Förderung: „Die häusliche Pflege ist eine der tragenden Säulen in unserer Pflegestruktur. Denn die meisten Menschen wollen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Rund 80 Prozent der derzeit rund 580.000 Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut und versorgt, davon über 273.000 allein durch pflegende Angehörige.“

Modell der „Gemeindeschwestern“ auf ganz Bayern ausrollbar

Als gelingendes Beispiel nennt Minister Holetschek die „Gute Pflege-Lotsen“, auch als „Gemeindeschwestern“ bekannt: Sie seien Ansprechpartner*innen für Beratung rund um die häusliche Pflege und Bindeglied zu Hilfeleistungen. Sie helfen, individuelle Versorgungslücken aufzudecken und zu schließen. Sie sollen aktiv auf Pflegebedürftige und von Pflegebedürftigkeit bedrohte Menschen zugehen. Sie kommen auch in die Haushalte der Pflegebedürftigen, wenn diese das wünschen. „Das bereits modellhaft erprobte Konzept lässt sich sehr gut auf ganz Bayern übertragen“, so der Pflegeminister.

Die neue Förderung ist Teil der gleichnamigen bayerischen Strategie „Gute Pflege. Daheim in Bayern“. Bayern hat 2022 gemeinsam mit den kommunalen Spitzenverbänden, der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände und dem Landesamt für Pflege das Konzept entwickelt und ein gemeinsames Strategiepapier zum Ausbau der Pflegeinfrastruktur beschlossen. Mit einem ganzen Maßnahmenbündel werden gemeinsam bedarfsgerechte pflegeorientierte Strukturen gestärkt und auch neue Strukturen geschaffen.

Anträge auf Förderung können beim Landesamt für Pflege gestellt werden.

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>zum Volltext der Förderrichtlinie 2023





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Welche Qualifizierungsangebote für Führungspersonen in der Pflege gibt es derzeit – und welche gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen werden an diese gestellt? Eine aktuelle Studie gibt Antworten.

Führungspersonen im Pflegemanagement tragen eine große Verantwortung für die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Versorgung in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern. Das Institut Arbeit und Technik (IAT) hat gemeinsam mit dem BiG – Bildungsinstitut im Gesundheitswesen gGmbH die bestehenden Qualifizierungsangebote für Führungspersonen in der Pflege sowie die gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen untersucht.

„Bisher ist das Angebot an Weiterbildungen in Deutschland sehr intransparent und heterogen. Es fehlt an einem zukunftsfähigen, einheitlichen und verbindlichen Rahmen zur systematischen Qualifizierung für Führungspositionen in der professionellen Pflege“, so Christoph Bräutigam, Wissenschaftler am IAT.

Die Studie erfolgte im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Neben umfassenden Internet- und Literaturrecherchen wurden Interviews und Expertenbefragungen durchgeführt. Auf dieser Grundlage wurde ein Rahmenkonzept für Weiterbildungen zur Qualifizierung von Leitenden in der Pflege entwickelt. Dieses Rahmenkonzept gibt Impulse und enthält Empfehlungen für die zukünftige Gestaltung der Qualifizierung von Führungs- und Leitungspersonen in der Pflege.

>zum kostenlosen Download hier


Originalpublikation:

Bräutigam, Christoph; Evans, Michaela; Zimmermann, Hubert: Qualifizierungen von Führungspersonen in der Pflege – Analyse und Rahmenkonzept
https://www.bibb.de/dienst/publikationen/de/download/19203





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Ein als Krankenhauskeim bekanntes Darmbakterium kann von einem Herzmedikament in Schach gehalten werden.

Zu diesem überraschenden Ergebnis kamen Forschende um die Ulmer Pharmakologen und Toxikologen Panagiotis Papatheodorou und Holger Barth. Wie sie zeigen konnten, hemmt das Arzneimittel Amiodaron bestimmte Zellgifte des Darmerregers C. difficile. Die Ergebnisse des internationalen Kooperationsprojekts wurden nun in der Fachzeitschrift Gut Microbes veröffentlicht.

Links: In Zellen, die mit Clostridioides difficile-Toxin TcdB vergiftet wurden, kollabiert das Zellskelett (grün) um den Zellkern (blau) herum. Rechts: In Zellen, die zunächst mit Amiodaron behandelt wurden, beibt das Zellskelett intakt

Abb.: Uni Ulm/doi: 10.1080/19490976.2023.2256695

„Der bakterielle Darmerreger Clostridioides difficile ist ein gefürchteter Krankenhauskeim, der insbesondere dann auftritt, wenn Patienten mit bestimmten Antibiotika behandelt werden“, erklärt Professor Panagiotis Papatheodorou vom Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Toxikologie und Naturheilkunde des Ulmer Universitätsklinikums. „Weil diese Antibiotika jedoch viele nützliche Bakterien im Darm abtöten, ist dessen Mikrobiom, also die Gesamtheit der dort lebenden Mikroorganismen, gestört. So kann der Erreger sich im Darm ungehindert vermehren und seine Proteintoxine TcdA und TcdB ausscheiden.“

Diese Toxine dringen in die schützenden Epithelzellen auf der Darmoberfläche ein und schädigen sie, indem sie wichtige Schaltermoleküle inaktivieren. Dies verursacht Erkrankungen wie Antibiotika-assoziierte Diarrhoe oder gar die pseudomembranöse Kolitis, eine lebensbedrohliche Darmentzündung. „Bei schwerstverletzten Trauma-Patient*innen auf Intensivstationen können die C. difficile-Toxine zudem zu posttraumatischen Komplikationen führen“, erklärt Papatheodorou, zu dessen Forschungsschwerpunkten die zelluläre Aufnahme und Wirkweise bakterieller Giftstoffe zählt.

Bewährtes Medikament mit neuer Aufgabe

Auf der Suche nach geeigneten Wirkstoffen bediente man sich dem Prinzip des „Drug Repurposing“, also der Erprobung bereits bekannter und lizenzierter Medikamente. Vorteile sind kürzere Weiterentwicklungs- und Zulassungszeiten sowie ein geringeres Risiko für unerwünschte Wirkungen.

Die Idee, ausgerechnet Amiodaron zu untersuchen, hatte die Medizin-Doktorandin Judith Schumacher. „Dieses Medikament wird eigentlich als Antiarrhythmikum zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt“, erklärt Schumacher, die am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie, Toxikologie und Naturheilkunde promoviert. „Meine Literaturrecherche hatte hervorgebracht, dass es Cholesterin-senkend wirkt. Wir prüften daher, ob eine Vorinkubation mit Amiodaron kultivierte Zellen auch vor einer Vergiftung mit TcdA und TcdB schützen kann.“

„Unsere Grundannahme, dass Amiodaron aufgrund seiner Cholesterin-senkenden Wirkung in Zellen als Hemmstoff für TcdA und TcdB aus C. difficile infrage kommt, konnte dabei bestätigt werden“, so Schumacher. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in Gut Microbes veröffentlicht, der führenden Forschungszeitschrift auf dem Gebiet der Darm-Mikrobiota und -Erreger.

Die zunehmende Resistenz des Bakteriums gegen Antibiotika mache die Behandlung entsprechender Erkrankungen und posttraumatischer Komplikationen zunehmend schwer, so der Forscher. „Das Herzmedikament Amiodaron könnte eine Begleittherapie von C. difficile-assoziierten Erkrankungen darstellen, die aber zunächst noch in klinischen Studien untersucht werden muss.“ Unterstützt wurde das Projekt durch Drittmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).


Originalpublikation:

Judith Schumacher, Astrid Nienhaus, Sebastian Heber, Jauheni Matylitsky, Esteban Chaves-Olarte, César Rodríguez, Holger Barth & Panagiotis Papatheodorou. Exploring the inhibitory potential of the antiarrhythmic drug amiodarone against Clostridioides difficile toxins TcdA and TcdB, in Gut Microbes, Volume 15, Issue 2, 25 Sep 2023, https://doi.org/10.1080/19490976.2023.2256695





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Eine Social Media-Kampagne „Breast Care Nurses vor den Vorhang“ startete jetzt im Brustkrebsmonat Oktober.

Brustkrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebsart. Laut WHO wurden 2018 weltweit mehr als 2 Millionen neue Fälle verzeichnet. Bei etwa 15-20 % aller Brustkrebs-Patientinnen wird ein triple-negatives-Mammakarzinom (TNBC) diagnostiziert, in Österreich sind etwa 800 Menschen betroffen. Es betrifft häufiger jüngere Frauen unter 50 Jahren, tendiert dazu, früher zu metastasieren und hat daher eine schlechtere Überlebensprognose.

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Im Bild v.li..: Mag. a Claudia Altmann Pospischek, Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Rupert Bartsch, DGKP Lisa Wiedermann

Foto: MSD Österreich

Die Behandlung dieser Brustkrebsform stellt für die behandelnden Onkolog*innen eine Herausforderung dar. „Da Hormon- und HER2-gerichtete Therapien für diese Patient:innen nicht wirksam sind, war über Jahrzehnte die Chemotherapie die einzige Behandlungsoption“, erklärt Assoc.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Rupert Bartsch (Bild), Klinische Abteilung für Onkologie der Universitätsklinik für Innere Medizin I an der Medizinischen Universität Wien.

Erst in den letzten Jahren kamen mit den PARP-Inhibitoren – Medikamenten, die bei vererbtem Brustkrebs zum Einsatz kommen – Antikörper-Medikamenten-Konjugaten und der Immuntherapie neue Therapieimpulse, was auch bei diesem Subtyp des Mammakarzinoms zu einer wesentlichen Verbesserung der Prognose geführt hat.

Breast Care Nurses – wichtige Drehscheibe in der Brustkrebsversorgung

Im Zeitraum von 2018 bis 2040 wird sich laut WHO die Zahl der Krebsneuerkrankungen verdoppeln[1] – eine Herausforderung für die künftige Versorgung von Krebspatientinnen, denn eine frühzeitige Diagnose und ein individuell angepasster Behandlungsplan sind entscheidend, um die Chancen auf Heilung einer Brustkrebserkrankung zu verbessern. In diesem Zusammenhang kommt der Breast Care Nurse (BCN) eine bedeutende Rolle in der Gesundheitsversorgung zu.

Breast Care Nurses sind speziell ausgebildete Fachkräfte, die eine wichtige Rolle im multidisziplinären Team rund um die Behandlung von Brustkrebspatientinnen einnehmen. Sie sind verlässliche Ansprechpartner für Betroffene und deren Angehörige während des gesamten Behandlungsprozesses.

Die Ausbildung zur Breast Care Nurse erfolgt berufsbegleitend als einjährige Weiterbildung für diplomierte Gesundheits- und Krankenpfleger*innen. Dabei werden physiologische, pathologische, psychoonkologische, soziale, kommunikative und pflegerische Kenntnisse in Bezug auf Brustkrebs vermittelt sowie Grundkenntnisse im Bereich des Case-Managements.
Breast Care Nurses sind unverzichtbar für Brustkrebspatient:innen, insbesondere bei der Behandlung von TNBC-Patient:innen. Sie bieten eine persönliche und individuelle Betreuung, um das Wohlbefinden der Betroffenen zu verbessern“, betont DGKP Elisabeth Wiedermann, Breast Care Nurse(Bild o.re.).

Enge Zusammenarbeit mit Betroffenen

Eine Krebsdiagnose ist für Betroffene ein Schock und wirft sie aus der gewohnten Bahn. Die Aufgaben einer Breast Care Nurse sind deshalb vielfältig und orientieren sich an den Bedürfnissen der Patientinnen: „Wir bieten emotionalen Beistand, unterstützen bei der Bewältigung von Ängsten und Unsicherheiten und liefern verständliche Informationen über die Erkrankung sowie Behandlungsoptionen. Darüber hinaus helfen wir bei der Koordination von Arztterminen, therapeutischen Maßnahmen und unterstützen die Patient:innen bei der Einhaltung von Medikamentenplänen“, beschreibt Wiedermann ihren Tätigkeitsbereich.

Die enge Betreuung lässt oft ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Breast Care Nurse und den Patientinnen entstehen. Mag.a Claudia Altmann-Pospischek (Bild o.li.), metastasierte Brustkrebspatientin, beschreibt es als freundschaftlich: „Bei einer Brustkrebsdiagnose braucht es jemanden, der einen auffängt, informiert, unterstützt, motiviert und ab und zu auch die Hand hält. Das sind unsere Breast Care Nurses. Sie helfen uns Patientinnen dabei, den Weg durch den Therapiedschungel zu finden, Kraft und Mut nicht zu verlieren; sie sind unsere ersten Ansprechpartnerinnen und kompetente Problemlöserinnen. Meine Breast Care Nurse ist mir mittlerweile als beste Freundin ans Herz gewachsen.

Breast Care Nurses vor den Vorhang!

Im Rahmen des Brustkrebsmonats Oktober macht jetzt die Kampagne „Breast Care Nurses vor den Vorhang“ auf Facebook und LinkedIn das Bild der BCN in der Öffentlichkeit bekannter machen. In 16 Social Media-Beiträgen stellen sich Breast Care Nurses aus ganz Österreich vor und beschreiben das besondere Betreuungsverhältnis zwischen Pflegeperson und Patientin in eigenen Worten.


[1] World Cancer Report. Cancer research for cancer prevention. WHO. International Agency for Cancer Research, 2020





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Ein neuer Blogbeitrag mit o.g. Titel wurde von Rainer Simader (Bild) am 5. Oktober veröffentlicht. Er leitet bei HOSPIZ ÖSTERREICH das Bildungswesen und ist Mitglied des Leitungsteams des Universitätslehrgangs Palliative Care.

Die Hospiz- und Palliativ-versorgung habe sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt – dennoch sei noch viel zu tun. Mut brauche es auf jeden Fall, meint der Autor und verweist auf sein Interview (aus 2021) mit dem Palliativmediziner Prof. Christoph Ostgathe (Erlangen), bis 2023 Präsident der Europäischen Palliativgesellschaft (EAPC). …

Zum Blogbeitrag mit Video-Link zum Interview mit Prof. Christoph Ostgathe





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

„Bei der Eroberung des Weltraums sind zwei Probleme zu lösen:“, meinte
einst Wernher von Braun, „die Schwerkraft und die Bürokratie. Mit der Schwerkraft wären wir fertig geworden.“

Besser kann man die Schwierigkeit, gegen Überbürokratie anzugehen nicht beschreiben: Sie raubt den Mitarbeiter*innen Zeit, Nerven und Energie. Das Thema Entbürokratisierung ist angesichts der steigenden Zahl von Gesetzen, Richtlinien, Vorschriften und Empfehlungen sowie einschneidenden Gerichtsurteilen aktueller denn je …

Lazarus





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Stürze, Reanimationen oder epileptische Anfälle – Studierende und Auszubildende in Pflegeberufen können den richtigen und eigenverantwortlichen Umgang mit solchen schwierigen Situationen in ihrer Praxis oft nur bedingt üben. Ein VR-gestütztes Konzept der HS Bielefeld (Bild) ermöglicht es jetzt, komplexe Ausbildungsinhalte realitätsnah zu üben.

Mit diesem Manko beschäftigte sich das Projekt ViRDiPA an der Hochschule Bielefeld. Zusammen mit den Partnern Universität Bielefeld, Hochschule Emden/Leer und dem Verein „Neue Wege des Lernens e.V.“ entwickelte das Team ein VR-gestütztes Fortbildungskonzept, mit dem komplexe Ausbildungsinhalte jetzt realitätsnah geübt werden können.

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Lehrende an Pflege(hoch-)schulen können eigenständig realitätsnahe VR-Übungsszenarien entwerfen und in ihre Ausbildungspraxis einbauen.

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Foto: P. Pollmeier/HSBI

Mit dem Ende seiner dreijährigen Projektlaufzeit hat das interdisziplinäre Verbundprojekt ViRDiPA („Virtual Reality basierte Digital Reusable Learning Objects in der Pflegeausbildung“) seine Ergebnisse jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt.

Verbundprojekt schafft den Transfer von Pflegewissenschaft und Praxis

Das Konzept, das sich maßgeblich an Lehrkräfte und Praxisanleitende richtet, wurde nun in der frei zugänglichen „Working Paper“-Reihe des Projekts publiziert. Nach der Entwicklung des Fortbildungskonzeptes zu Beginn des Projektzeitraumes wurde es in der zweiten Projektphase erfolgreich implementiert und abschließend evaluiert. 14 Lehrende und Praxisanleitende aus den Bildungseinrichtungen der Praxispartner schlossen die Fortbildung innerhalb des Projekts erfolgreich ab und erwarben ein Zertifikat.

Pflegepädagoge Claus Werner, (Mühlenkreiskliniken) lobt die stimmige Verknüpfung von Wissenschaft und Pflegepraxis: „Beide Seiten konnten sich hervorragend mit ihren Kompetenzen und Bedarfen in das Projekt einbringen. Durch die gemeinsame Arbeit an den VR-Lernszenarien wurden die Herausforderungen der jeweils anderen Seite erfahrbar und sind in unsere Ergebnisse eingeflossen.“

Kern des Fortbildungskonzepts sind digitale Lernmaterialien und die Entwicklung von 360°-VR-Szenarien, mit denen bestimmte Ausbildungsinhalte in einem geschützten virtuellen Raum realitätsnah erprobt werden können. Durch die Offenheit des von einem Team der Hochschule Emden/Leer entwickelten Tools PaneoVR können die entwickelten Szenarien künftig außerdem individuell erweitert und auf wechselnde Bedarfe angepasst werden.

Das paneoVR-Tool unterstützt die Nutzer*innen von der Konzeption ihrer Lernszenarien bis zur Ausspielung auf einer VR-Brille mit Controllern – und steht mit ihrem aktuellen Entwicklungsstand zum kostenlosen Download bereit. Auch die auf Basis der App entwickelten 360°-Lernszenarien sind als Open Educational Ressources (OER) frei abrufbar.

Evaluiertes Fortbildungskonzept findet Eingang in die Wissenschaftliche Weiterbildung

Einen weiteren Baustein von ViRDiPA stellte die fortlaufende Evaluation der entwickelten Fortbildungsinhalte und der darin erlernten Kompetenzen durch die Lehrenden, Praxisanleitenden, aber auch Auszubildenden als Nutzende der Lernmaterialien dar. Die teilnehmenden Lehrenden und Praxisanleitenden erkennen den Zuwachs an eigener Mediennutzungskompetenz als unmittelbare positive Auswirkung der Fortbildung.

Darüber hinaus verbessert die Nutzung von VR-Technik für die meisten Teilnehmenden den Theorie-Praxis-Transfer und sollte deshalb künftig fest in die Pflegeausbildung implementiert werden. Auf Seiten der Auszubildenden stand der immersive und spielerische Charakter der VR-Szenarien im Vordergrund der Projekterfahrung. Sie fühlten sich besser auf bestimmte Praxissituationen vorbereitet, insbesondere, wenn diese mit Übungssequenzen im Skills Lab der Hochschule Bielefeld verknüpft werden.

Gelobt wurde außerdem die multimodale und strukturierte Lernumgebung der VR-Szenarien, die kollaboratives und eigenverantwortliches Lernen ermöglichen. Ein großer Teil der Evaluationsergebnisse des Projekts wurde bereits in der frei zugänglichen „Working Paper“-Reihe des Projekts veröffentlicht.

In angepasster Form findet das erfolgreiche ViRDiPA-Konzept außerdem ab dem kommenden Semester Eingang in das Studienangebot der HSBI: Unter dem Titel „Virtuelle Realität in der gesundheitsberuflichen Bildung“ wird das Fortbildungskonzept als Zertifikatsstudiengang dann im Bereich wissenschaftliche Weiterbildung buchbar sein.

Weiterführende Informationen
>Homepage des Projekts

>Veröffentlichungen und Working Paper Reihe des Projekts (Open Access)
>Open Educational Ressources des Projekts
>Zertifikatsangebot: Virtuelle Realität in der gesundheitsberuflichen Bildung

 





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Heute einfach unvorstellbar: Keine Handys, keine Laptops, keine PC-Drucker, Overhead-Folien-gestützte Vorträge und Schautafeln anstatt Computer-gestalteter Powerpoint-Präsentationen, Lehrvideos, …

Foto: bbpflegeakademie

Seit 1978 hat die Pflegeakademie am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien mehr als 1.100 erfolgreiche Absolvent*innen hervor gebracht. In dieser Zeit war nicht nur die methodisch-didaktische Revolution der zunehmend Computer-gestützten Lehr- und Lernmittel zu bewältigen.

Auch inhaltlich erfuhr die Pflegeausbildung enorme Veränderungen – zum einen durch das damals bahnbrechende Gesundheits- und Krankenpflegegesetz 1997, zum anderen durch die Einführung der akademischen Grundausbildung (Pflegediplom + Bachelor-Abschluss) im Jahr 2007. Zudem wurde der Universitätslehrgang Intensivpflege gestartet und das Bildungsangebot laufend erweitert.

>Mehr Informationen finden Sie unter pflegeakademie.at





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Bei der angekündigten Übertragung heilkundlicher Aufgaben an Pflegefachpersonen könnte sich der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach wohl am zähen Widerstand der Ärzteschaft die Zähne ausbeissen. Das enttäuschende gesetzliche Ergebnis wäre folglich zahnlos – und somit nur minimal wirksam.

Lazarus





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Zur Eröffnung des 10. Deutschen Pflegetages am 28. September 2023 mit 3.500 Teilnehmenden in Berlin präsentierte der Deutsche Pflegerat neuerlich seine Forderungen an die Bundesregierung. Und BGM Prof. Lauterbach antwortete mit neuen Reformversprechen.

Fotos: Jan Pauls / Deutscher Pflegetag

„Seit vielen Jahren richten wir uns wieder und wieder mit Forderungen an die Bundesregierung und zeigen den Handlungsbedarf auf, um die Pflege zukunftssicher zu machen. Und diese Forderungen sind begründet – durch nationale und internationale Studien, durch Beispiele aus anderen Ländern und mit sorgenvollem Blick auf die demografische Situation“, sagte DPR-Präsidentin Christine Vogler.

Die vier Forderungen des DPR:

1. Es braucht mehr Befugnisse für Pflegefachpersonen.

Die gesundheitliche Versorgung lässt sich nur verbessern, wenn Pflegefachpersonen ihren Beruf im Bereich von pflegerischer Diagnostik, Therapie und Betreuung souverän ausüben können. Die Übertragung von Heilkundetätigkeiten ist dabei unerlässlich und in anderen Ländern schon lange selbstverständlich. „Wir müssen moderne und versorgungsrelevante neue Berufsbilder wie die Community Health Nurse oder die Schulgesundheitspflege einführen“, sagte DPR-Präsidentin Christine Vogler. „So schaffen wir Perspektiven, mit denen wir Pflegefachpersonen im Beruf und in Deutschland halten können.“

Unterstützt wird ihre Forderung durch die Ergebnisse der aktuellen forsa-Umfrage „Pflege: Neue Rollen der Pflege in der Primärversorgung“ im Auftrag der Bosch Health Campus GmbH: 73 Prozent der Befragten stimmten voll und ganz (22 %) oder eher (51 %) zu, dass mehr Verantwortung an Pflegefachpersonen übertragen werden sollte.

2. Es braucht durchlässige und bundesweit gültige Pflegebildungsstrukturen.

Es kommt auf gute Bildungsmöglichkeiten für alle an, die im Bereich Pflege professionell tätig sind – von der Pflegefachassistenz bis zur Professur. „Der Föderalismus wirkt hier wie eine Bremse“, so die Präsidentin des Deutschen Pflegerates. „Es führt kein Weg daran vorbei, Weiterbildungsangebote und Studiengänge an Hochschulen auszubauen.“ Auch 92 Prozent der Bevölkerung halten Förderprogramme für die Ausbildung von Pflegepersonal laut forsa-Umfrage für hilfreich, um die aktuelle Situation in der Pflege zu verbessern.

3. Die Pflege muss mehr an den politischen Entscheidungsprozessen beteiligt werden.

„Nicht Politiker*innen oder die Ärzteschaft, nur beruflich Pflegende kennen den Arbeitsalltag in der Praxis“, betonte Christine Vogler. „Sie wissen deswegen, welche Maßnahmen wirklich helfen, um die professionelle Pflege voran zu bringen.“ Aus diesem Grund seien Selbstverwaltungsstrukturen im Bund und in allen Ländern in Form von Pflegekammern ein wichtiger Schritt, den die Politik gehen muss.

4. Die Arbeitsbedingungen müssen sich umfassend verbessern.

Dem Fachkräftemangel in der Pflege lässt sich nur mit besseren Arbeitsbedingungen begegnen. Der Deutsche Pflegerat fordert deswegen 4.500 Euro Einstiegsgehalt. Zudem sollen sich weitere Lohnbestandteile an den Qualifikationen und Arbeitsbereichen der Pflegefachpersonen orientieren. „Außerdem müssen wir die Voraussetzungen schaffen, dass Pflegefachpersonen auch unter erschwerten Bedingungen gut arbeiten können“, sagte Christine Vogler. Damit ist u.a. gemeint, Personalbemessungsverfahren konsequent umzusetzen, Bürokratie auf das absolut Notwendige zu reduzieren sowie überflüssige und doppelte Kontrollen zu vermeiden.

In der Bevölkerung befürworten laut forsa-Umfrage 91 Prozent eine bessere Bezahlung des Pflegepersonals und 79 Prozent eine Festlegung verbindlicher Personalbemessungsgrenzen. „Durch eine solche Verbesserung der Arbeitsbedingungen lassen sich Berufsrückkehrer:innen gewinnen und Teilzeitbeschäftige überzeugen, ihre Stundenzahl auszuweiten“, zeigte sich Christine Vogler überzeugt.

>Bildmaterial vom Kongress finden Sie hier

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Was BGM Prof. Lauterbach gesetzlich umsetzen will:

Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach hat zum Auftakt des Deutschen Pflegetags künftige gesetzliche Vorhaben zur Aufwertung des Pflegeberufs zwar angesprochen, blieb jedoch in einigen wesentlichen Anliegen der Pflegenden eher vage .. .

Mehr Kompetenzen für Pflegende

„Die Forderung, die Sie schon lange stellen, ist richtig. Wir nutzen das fachliche Potenzial der Pflege in Deutschland viel zu wenig.“ Deswegen sei mithilfe von Experten und der Expertise der Pflege auszuloten, wie weit man gehen könne.

„Hier muss es ganz klar zu einem deutlich erweiterten Spielraum der Belange –  sowohl den Bereich der Delegation als auch der Substitution – kommen, die durch die Pflege abgedeckt werden können“, sagte Lauterbach. Es brauche klare Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten der Pflege, um einer gute und evidenzbasierte sicherzustellen, so Lauterbach.

Stärkung des Pflegestudiums

Lauterbach: „Wir brauchen einen sehr signifikanten Anteil von studierten Pflegekräften, um die Pflege auch weiterentwickeln zu können.“ Darauf ziele das kommende „Pflegestudiumstärkungsgesetz“, das u.a. auch zu einer besseren Vergütung von Pflegestudierenden führen werde.

Fachpersonal aus dem Ausland

Nach Ansicht des Gesundheitsministers benötige Deutschland mehr Pflegefachpersonen aus dem Ausland und betonte, dass die Anwerbung nur in Ländern erfolgen dürfe, die über ihren eigenen Bedarf hinaus Pflegepersonal ausbilden. Mit diesen Ländern gelte es „fair“ zusammenzuarbeiten, sagte Lauterbach.

Weitere gesetzliche Vorhaben

  • Lauterbach sprach sich zudem für eine Aufwertung und bundesweite Vereinheitlichung der Ausbildung der Pflegeassistenzberufe aus,.
  • Ein geplantes Krankenhausstrukturgesetz soll die Krankenhausversorgung deutlich „entökonomisieren“. Dies werde seiner Ansicht zufolge den Pflegeberuf aufwerten.
  • Um – nicht zuletzt – das wachsende Problem der Leiharbeit in der Pflege in den Griff zu bekommen, soll ein Gesetz „trägerübergreifende Springerpools“ attraktiver machen.




Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Rigorose Personalkürzungen in den vier St. Galler Spitälern: In den nächsten fünf Jahren werden 440 Stellen von 9.000 abgebaut.

Wie das Branchenblatt >` Medinside` online weiter berichtet, sei dieser Schritt der „dramatischen finanziellen Notlage“ geschuldet. Am härtesten treffe es demnach das Kantonsspital St. Gallen mit einem Verlust von 260 Stellen bis Ende 2024. Der Stellenabbau soll in erster Linie in Supportfunktionen und in der Administration erfolgen – jedoch auch im Kernbereich von Medizin und Pflege notwendig sein.

Dramatische finanzielle Lage

„Die finanzielle Lage der St.Galler Spitäler per Mitte 2023 ist dramatisch, und wir sind gezwungen, einschneidende Massnahmen in jeglichen Kostenbereichen zu treffen, damit sich das mittelfristig ändert“, sagt Verwaltungsratspräsident Stefan Kuhn in einer >Medienmitteilung. Der Stellenabbau sei dabei unabdingbare Voraussetzung, welcher dazu diene, den mittel- bis langfristigen Verbesserungsbedarf von rund 60 Millionen Franken jährlich zu erzielen und damit die zwingend nötige finanzielle Gesundung der öffentlichen Spitäler voranzutreiben.
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Auch in den anderen Spitalverbunden werde nur zum Teil über die natürliche Fluktuation reduziert werden können, sodass man wohl auch um Kündigungen nicht herumkommen wird. Denn: Trotz einer kürzlich gewährten öffentlichen Finanzspritze in Höhe von insgesamt 160 Mio. Franken kann eine mittelfristige finanzielle Gesundung der vier Spitalverbunde ohne rigide Einsparungen nicht erreicht werden.




Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Beim diesjährigen Deutschen Pflegetag in Berlin wurde – im Rahmen des Deutschen Pflegepreises – auch wieder der Korian Stiftungsaward für Vielfalt und Respekt in der Pflege verliehen.

Gewinner des Preises ist das Schwanthaler Carrée der AGAPLESION Markus Diakonie gGmbH in Frankfurt/Main. Ausgezeichnet wurde das gemeinnützige Unternehmen für seinen Fokus auf queersensible Pflege und die Integration und Inklusion von Mitarbeitenden mit Migrationsgeschichte und Behinderung.

Foto: Jan Pauls / Deutscher Pflegetag

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„Sich mit Diversität auseinander zu setzen, bedeutet, gesellschaftliche Realitäten wahr- und ernst zu nehmen. Das ist ein Wandel und eine menschliche, gesellschaftliche sowie auch eine unternehmerische Herausforderung, die Mut und Ausdauer braucht – aber die sich lohnt. Dieser Herausforderung hat sich das AGAPLESION Schwanthaler Carrée der AGAPLESION Markus Diakonie in Frankfurt gestellt, weswegen das Haus und die Mitarbeitenden in vielfacher Sicht den diesjährigen Korian Stiftungsaward für Vielfalt und Respekt in der Pflege verdienen“, erklärte Elisabeth Scharfenberg, Vorständin der Korian Stiftung.

Tom Dörr, Diversitätsbeauftragter des Hauses über die Bedeutung des Preises für seine Einrichtung: „Das oberste Gebot bei uns im Haus ist Respekt. Wir stehen in unserem Haus für kulturelle, sexuelle und religiöse Vielfalt – sowohl bei unseren Bewohner:innen, als auch bei unseren Mitarbeitenden. Dafür eine Anerkennung in Form dieser Auszeichnung zu erhalten, freut uns sehr und ist ein Ansporn unser Engagement weiter zu verfolgen und die Vielfalt in der Pflege zu leben.“

Der Stiftungsaward für Vielfalt und Respekt soll das Thema Diversität in der Pflege in den Fokus rücken und Pflegeeinrichtungen dazu ermutigen, diversitätssensible Veränderungsmaßnahmen in der täglichen Arbeit umzusetzen. Mit der Trophäe geht ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro einher.

>Weitere Infos finden Sie hier





Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Nicht nur dank seiner exzellenten Weine macht das Burgenland seit langem von sich reden. Auch bei sozialen Innovationen hat das Land in den letzten Jahren die Nase vorn. So soll etwa das seit 2019 erfolgreich umgesetzte Anstellungsmodell für betreuende Angehörige ab 2024 auf Vertrauenspersonen ausgeweitet werden.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Soziallandesrat Leonhard Schneemann präsentierten jetzt die Details. Neu ist, dass künftig nicht mehr nur Verwandte die Vorteile des burgenländischen Modells genießen können – ein angemessener Mindestlohn, soziale Absicherung und die Basis für eine mögliche berufliche Zukunft in der Pflege. „Die Erweiterung des Anstellungsmodells ab 1. Januar 2024 öffnet das Modell auch für nicht verwandte Personen, die ein Vertrauensverhältnis zur pflegebedürftigen Person haben“, erklärte LH Doskozil.

Diese Erweiterung ermögliche es beispielsweise Nachbarn oder engen Freunden, in das Anstellungsmodell einzusteigen. So können in Zukunft nach Wunsch noch mehr Burgenländerinnen und Burgenländer zu Hause betreut werden. Das zögert in vielen Fällen eine stationäre Pflege hinaus und wirkt gleichzeitig dem Pflegenotstand entgegen.

Die Anstellung läuft dabei über die Pflegeservice Burgenland GmbH und ermöglicht es den Angehörigen, sich um ihre Familienmitglieder zu Hause zu kümmern und voll abgesichert zu sein. Bislang gab es insgesamt 467 Anstellungen. Mit 1. Oktober 2023 sind 284 betreuende Angehörige im Rahmen dieses Modells angestellt.

Voraussetzungen für Anstellung als betreuende Vertrauensperson

Wie bisher müssen pflegebedürftige Personen zumindest Pflegegeld der Stufe 3 beziehen, österreichische Staatsbürger oder gleichgestellt sein, um das Anstellungsmodell in Anspruch nehmen zu können. Die betreuenden Vertrauenspersonen müssen – ebenso wie die betreuenden Angehörigen – körperlich, gesundheitlich und persönlich für die Tätigkeit geeignet sein und – außer, wenn sie bereits eine abgeschlossene Ausbildung im Pflegebereich haben – innerhalb eines Jahres am BFI eine Grundausbildung mit 100 Theorie-Einheiten absolvieren.

Die neuen Voraussetzungen für das Anstellungsmodell umfassen einerseits ausreichende Deutschkenntnisse der Betreuenden und andererseits eine geänderte Hauptwohnsitzanforderung. Mussten die pflegebedürftigen Personen ihren Hauptwohnsitz bisher mindestens 2 Jahre ohne Unterbrechung im Burgenland haben, ist künftig auch eine Unterbrechung des Wohnsitzes von bis zu 6 Monaten möglich, wenn für Betreuungs- und/oder Pflegeleistungen in ein anderes Bundesland gewechselt wurde.

Kostenfreie Unterstützung und Beratung durch Pflegefachpersonal

Den betreuenden Angehörigen bzw. Vertrauenspersonen wird auch weiterhin Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal in Form von Unterstützungsbesuchen zur Seite gestellt, um die Qualität der Betreuung sicherzustellen und Hilfestellung zu leisten. Neu ist auch, dass die Unterstützungsbesuche künftig über die Pflegeservice Burgenland GmbH selbst getätigt werden und nicht mehr wie bisher über einzelne Träger der Hauskrankenpflege. Dadurch können die Unterstützungsbesuche dann kostenlos angeboten werden.

Das Gehalt der betreuenden Angehörigen wird dem Gehaltsschema des Landes angepasst und jährlich valorisiert. Für sie gilt der Mindestlohn von rund 2.000 Euro netto. Dies setzt sich zusammen aus dem Selbstbehalt der zu betreuenden Person (aus Pension und Pflegegeld) und der Förderung des Landes. Der Anstellungsumfang bleibt nach dem folgenden Schema erhalten:
•        Bei Pflegestufe 3 – Anstellung für 20 Wochenstunden
•        Bei Pflegestufe 4 – Anstellung für 30 Wochenstunden
•        Ab Pflegestufe 5 – Anstellung für 40 Wochenstunden (2000 € /netto)

Personen, die sich für das Anstellungsmodell für betreuende Angehörige bzw. Vertrauenspersonen interessieren, können sich bei den derzeit 11 Pflege- und Sozialberater*innen an allen Bezirkshauptmannschaften des Landes sowie bei der Pflegehotline (057/600-1000) näher informieren.

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Österreichs Sozial- und Pflegewirtschaft: Harte KV Verhandlungen – Gewerkschaften fordern +15%

Die Community Nurses des Landes Steiermark bei einem Netzwerktreffen kürzlich in Voitsberg. Dabei wurden Erfahrungen zur bürgernahen Gesundheitspflege, Gesundheitsförderung und Prävention ausgetauscht. (Foto: facebook)