Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege: Die Ressource „Personal“ muss besser genutzt werden!

v.l.n.r.: Prof. Jochen Schmitt, Prof. Leonie Sundmacher, Prof. Melanie Messer, BM Prof. Karl Lauterbach, Prof. Michael Hallek, Prof. Jonas Schreyögg, Prof. Nils Gutacker, Prof. Stefanie Joos; Foto: BMG / Rolf Schulten

Ende April hat der Sachverständigenrat Gesundheit & Pflege (SVR) sein Gutachten zur Personalsituation im deutschen Gesundheitssystem veröffentlicht. Das Fazit: Im internationalen Vergleich habe Deutschland mehr Fachkräfte – durch strikte Sektorentrennung und die im internationalen Vergleich große Zahl an Krankenhausbelegtagen wird diese knappe Ressource allerdings verschwendet.

Ausreichend Fachkräfte pro Einwohner

Dank 12 Pflegekräften und 4,5 Ärzten pro 1000 Einwohnern lege Deutschland beim Verhältnis Fachkraft pro Einwohner im Spitzenfeld, so SVR-Vorsitzender Michael Hallek. Beim Verhältnis Fachkraft zu behandeltem Fall lege Deutschland allerdings dank vieler stationärer Fälle und vergleichsweise langer Verweildauer auf einem der hinteren Plätze. Auch bei den Patient Outcomes hinke Deutschland hinter Ländern mit einer niedrigeren Fachkraftquote hinterher.

Strukturelle Defizite im deutschen Gesundheitssystem

Laut Hallek ist das Personaldefizit nicht auf mangelnde Fachkräfte zurückzuführen, sondern auf strukturelle Defizite: „So leistet sich Deutschland zu viele Krankenhäuser. Die können oft nicht die Qualität liefern wie spezialisierte Einrichtungen. Zugleich schluckt der Rund-um-die-Uhr-Betrieb dieser Häuser viel Personal, das an anderen Stellen sinnvoller eingesetzt wäre.“

Akademisierung und Ausweitung von Befugnissen für Pflegepersonal seien dringend notwendig

Neben dem Ausbau des Primärarztsystems und stärkerer Ambulantisierung ist auch die Ausweitung der Tätigkeiten und Profile der Pflegepersonen ein wichtiger Schritt, um die zukünftigen „riesigen Engpässe“ zu bewältigen.  Die stellv. SVR-Vorsitzende, Prof. Melanie Messer, Pflegewissenschaftlerin an der Universität Trier, betont: „Insbesondere bei Pflegefachpersonen sollten vorhandene Kompetenzen besser genutzt und Aufgaben- und Verantwortungsprofile modernisiert werden. Bei entsprechender Qualifikation sollten sie eigenverantwortlich heilkundlich tätig werden dürfen.“ So könnten zum Beispiel viele klassisch ärztliche Tätigkeiten in Zukunft von den Advanced Practise Nurses übernommen werden. Die Bundesregierung sollte es sich also zum Ziel machen, eine Akademisierungsquote von 20% in der Pflege zu erreichen – so die Empfehlung des SVR.

> Zum Gutachten

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